Unser Trauerweg und seine Entstehung

Im Sommer 2019 postete ein Trauerbegleiterkollege aus Ludwigsburg auf Facebook, dass Ehrenamtliche des Hospizdienstes im Rahmen einer Fortbildung einen Trauerweg in der Stadt Renningen besucht haben. Angeregt von den Bildern und den Erzählungen darüber fragte ich die Mitarbeitenden der Stadt Renningen, ob wir uns einen möglichen Trauerweg in Sonsbeck von ihrer Seite aus genehmigen lassen müssten. Sie verneinten, denn auch sie haben sich von anderer Seite inspirieren lassen.

So bildeten wir einen Arbeitskreis mit Caritas, Malteser, Bestattungen Peters, Friedhofsgärtner und Haupt-und Ehrenamtlichen  der Kirchengemeinde. Erste Ideen wurden gesammelt und auch wieder verworfen, Corona ließ unser Projekt auch erst mal ruhen.  Und dann entstanden Schritt für Schritt verschiedene Punkte. Wobei wir schon bestehende Elemente des Friedhofs, wie das Labyrinth, den Kreuzweg und den Ginkgobaum einbezogen haben. Das war ein großes Kriterium für die Gewinnung von Leaderfördergelder.

Der Trauerweg dient dazu, sich im Gehen mit seinen Verlusten auseinanderzusetzen, Menschen zu begegnen, sich auszutauschen, Zeit für sich zu nehmen, Punkte zu finden, die besonders ansprechen und auch Gelegenheit bieten, aktiv zu werden, wie beim Schreiben an der Klage-Hoffnungsmauer oder, wer es lieber figürlicher mag , kann kleine Naturmaterialien an den Taschentuchbaum  hängen. Dabei kann etwas vom eigenen Garten mitgebracht werden oder geeignete Materialien auf seinem Spaziergang zusammengesucht werden. Ich habe es schon ausprobiert, ein Freund mochte sehr gerne Nüsse, am Altenheim entdeckte ich Haselnüsse unter einem Strauch, ein dünner Zweig bot sich zum Verknoten an.
 

Wir machen in unseren Begleitungen immer wieder die Erfahrung, das Aktivität gut tut.

Trauern ist eine ganz normale Reaktion auf einen Verlust und wir Menschen besitzen eine angeborene Fähigkeit dazu. Im Laufe der Jahre wurde Sterben, Tod und Trauer tabuisiert, diese Themen wieder in unser Leben zuzulassen, kann helfen, Ängste abzubauen, unsere Ressourcen zu erkennen, auch kann es Einsamkeit entgegen wirken, da, wo wir uns zu trauern, Menschen in diesen Krisenzeiten zu begegnen.

Die Pfadfinder, die uns den Gefühlswegweiser bemalt haben, berichteten von intensiven Gruppenstunden. „Welche Gefühle habe ich schon erlebt und wann?“ Es wurde deutlich, dass selbst die Wölflinge schon verstorbene Angehörige haben. Für sie war traurig nicht nur dunkel, deswegen haben sie helle Sterne dazu gemalt.

Ich freu mich auch über die neue Kultur auf unserem Friedhof, eine Gedenkstätte für Sternenkindereltern zu haben. Die Bepflanzung ist so angeordnet, dass immer etwas Blühendes zahlreiche Insekten anziehen wird und somit viel Gesumme und Leben dort stattfindet. Die Beschriftung der Steele zeigt die bleibende Liebe, die Mütter und Väter spüren, auch wenn sie in der Frühschwangerschaft ihr Kind verlieren. Jetzt können sie auch dort beerdigt werden.

Kennen Sie das? Eine weiße Feder, die immer vor die Füße fällt, wenn Sie an ihren verstorbenen Angehörigen denken, oder ein Vogel, der in der Nähe ist? Manche Trauernde berichten über „Boten“ oder besondere Wetterphänomene, die in Erscheinung treten bei besonderen Gedenken. Sie werden oft als Zeichen der Verbundenheit interpretiert. Und es gibt Menschen, die sich dadurch nicht angesprochen fühlen, die auf Träume warten, um für sich eine Antwort zu bekommen, ob es dem Verstorbenen wohl gut geht. Und nichts kommt.

Die Geschichte von den Wasserkäfern und der Libelle kann Trost bringen. Wasserkäfer wundern sich, dass nach einiger Zeit immer wieder einige von ihnen an die Wasseroberfläche gehen und nicht wieder kommen. Sie verabreden, dass der nächste, der auf diese Reise geht, zurückkommen möge, um zu erzählen, wie das Leben über der Wasseroberfläche ist und ob es ihnen dort gut gehe. Aber über dem Wasser ist der Wasserkäfer zur Libelle geworden und schafft es nicht, die Oberfläche mit seinem neuen Körper zu durchdringen.

So hat diese Geschichte auch einen Standort auf unserem Friedhof bekommen.

Ich freue mich auf Begegnungen auf unserem Trauerweg, es werden noch die Bänke und Tische (in der Nähe des Römerturms), aufgefrischt, die zum Picknicken einladen. Auch sind einige Aktionen in Planung, die zum Austausch anregen.

Martina Zimmer

Koordinatorin des Hospizdienst der Malteser am Niederrhein

Malteser Hilfsdienst e.V
Hospizdienst am Niederrhein
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Bereitschaftsnummer: 0151-22603052